Terrasse

Er lachte bitter. „Glaub mir, ich kann das beurteilen. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wer meine Eltern sind und meine Zieheltern waren Veela. Sie haben mich damals im Wald gefunden, mit einem Zettel, auf dem mein Geburtsdatum und mein Vorname standen. Ich habe nie erfahren, wer mich geboren hat, dieses Wissen hast du mir immerhin voraus.“ Gern sprach er ja nicht darüber, aber offensichtlich teilten sie ein ähnliches Schicksal und da konnte er durchaus mal eine Ausnahme machen. Ohnehin war es ihm unangenehm, so viel zu sprechen. Er war eher schweigsam.

„Man gewöhnt sich also an ihn… ja, gezwungenermaßen wahrscheinlich.“ Er konnte den leisen Sarkasmus nicht ganz aus seiner Stimme verbannen. „Wenn du heute Nacht was? Woanders schläfst? Zu mir kannst du nicht, es sei denn, du willst Bekanntschaft mit einem miesgelaunten Mad-Eye Moody machen.“ Er lachte leise bei dieser Vorstellung. Moody würde absolut nicht erfreut sein über dieses potenzielle Todessermädchen. Sie dürfte nicht einmal das Haus betreten. Abgesehen davon hielt Phidias es auch für besser, wenn sie nicht auch noch die Nacht miteinander verbrachten, nach allem, was geschehen war…
„Gut… mal sehen, wie lange du dich daran hältst“, murmelte er. Ihm war aufgefallen, dass sie geübter im Trinken war als er. Offenbar hatte sie bereits viel Erfahrung mit dem Alkohol. Als sie ihm dann bestätigte, dass sie Lestrange hieß, versuchte er, sich nichts anmerken zu lassen. Die einzigen Lestranges, die er kannte, waren Bellatrix und Rodolphus, zwei berüchtigte Todesser, die in Askaban saßen und vermutlich dem Lord immer noch die Treue hielten. Na toll. „Lestrange also. Dann sind deine Eltern ja bekannt…“ Mehr sagte er nicht dazu. Es würde verletzend wirken. Er sollte besser mal seine Vorurteile abbauen. Jules war doch ganz nett. Gar nicht wie ihre verrückte Mutter.

„Na ja, wie gesagt, mich kann nichts mehr überraschen. Ich habe keine Ahnung, wie er es geschafft hat. Wüsste ich es, wäre ich der Dunkle Lord höchstpersönlich und würde nicht so locker mit dir plaudern.“ Er lächelte. Das Geheimnis der Unsterblichkeit… das kannte nur der größte Schwarzmagier. Ziemlich sicher hatte Dumbledore eine ungefähre Ahnung, aber er würde es nie selbst an sich testen. Wer wollte schon unsterblich sein?

Zu hören, wie Venenums Kindheit verlaufen war, machte Jules ein wenig traurig. "Dann kannst du es halt vielleicht doch verstehen. Verstehen, nicht beurteilen...waren die Veela wenigstens...nett?" Sie überlegte kurz, was sie schlimmer fand. Bei Wesen aufzuwachsen, die nicht einmal Mensch waren oder bei Menschen aufzuwachsen, die teilweise ziemlich gestört und grausam waren. Vermutlich letzteres, denn die Zeit bei den Todessern hatte sie wenigstens stark gemacht.

"Naja...nicht unbedingt gezwungenermaßen...Vielleicht solltest du ihn mal in einer anderen Situation kennenlernen oder, nein, du solltest ihm am besten gar nicht mehr begegnen. Und hör auf so sarkastisch zu sein...ich bin mit ihm schließlich freiwillig zusammen...und glücklich." Besonders glaubhaft würde das vermutlich nicht rüberkommen, Jules Gesichtsausdruck war leer und sie wirkte eher neutral als besonders zufrieden. Sie wusste selbst nicht was sie momentan an Draco auszusetzen hatte.
"Mad-Eye Moody?" sie hob die Augenbrauen. Was hatte er mit diesen verrückten Ex-Auror zu tun? Und warum wohnte er mit ihm zusammen? "Auch wenn ich gerne bei dir schlafen würde, darauf verzichte ich freiwillig." Das Gespräch wurde ihr langsam zu ernst und ernsthafte Gespräche sollte man nur dann führen, wenn man nüchtern war...

"Mhm. bekannt sind sie wohl...was weißt du denn über sie?" Tatsächlich wusste sie nur wenig über ihre Eltern. Gut, schon klar, sie hatten die Longbottoms bis zum Wahnsinn gefoltert und waren treue Todesser. Sachen, auf die man als Tochter durchaus stolz sein konnte. Es interessierte sie nur, was Außenstehende von den Lestranges hielten...es war vermutlich nicht wirklich positiv.

..."würde nicht so locker mit dir plaudern"...damit hatte er es auf den Punkt gebracht. Mit dem Dunklen Lord war tatsächlich nicht gut Kirschen essen, sie musste jedoch zugeben, dass sie ihn sich schlimmer vorgestellt hatte. Ihr gegenüber hatte er sich ja noch ziemlich gnädig verhalten. "Vermutlich hast du Recht..."